In der Mitte des Lebens sehnen sich viele Menschen nach Entschleunigung. Work-Life-Balance oder Sabbatical lauten dabei die üblichen Schlagworte. Der Bestseller-Autor Vince Ebert entschied sich bewusst für einen anderen Weg: Anstatt auf dem Jakobsweg einen Gang zurückzuschalten ging er nach Amerika auf den Broadway. Und hat dort viel gelernt. Im FOCUS Online Interview berichtet er von seinen Erfahrungen und erzählt mir, wie er unfreiwillig einen seiner größten Lacher erzielte.
Erkenntnisse entstehen, wenn man die Perspektive wechselt
FOCUS Online: Welches sind die fünf wichtigsten Gedanken in Ihrem Buch?
Vince Ebert: Das müssen die Leser entscheiden (lacht). Für mich jedenfalls war die größte Erkenntnis, wie unterschiedlich die kulturellen Codes von Amerikanern und Deutschen sind. Das fängt schon mit dem typischen „How are you?“ an. Für Amerikaner ist das eine klassische Begrüßungsfloskel, für uns Deutsche ist es eine medizinische Fachfrage.
Wir neigen ja dazu, bestimmte Einstellungen und Weltbilder als alternativlos und als allgemein gültig anzusehen und können uns oftmals gar nicht vorstellen, dass Menschen in anderen Ländern vollkommen anders darüber denken. Aber genauso ist es.
Als Physiker weiß ich, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse immer dann entstehen, wenn man die Perspektive wechselt. So wie Einstein, der in der Relativitätstheorie gezeigt hat, dass die Länge einer Minute extrem davon abhängt, auf welcher Seite der Klotüre man sich befindet. Der Bezugspunkt verändert die Realität. Und mit Kulturen ist es dasselbe.
Je länger ich in New York lebte, desto stärker fiel mir auf, wie grundlegend anders unsere beiden Kulturen mit ganz alltäglichen Dingen umgehen. In New Yorker Restaurants ist gechlortes Eiswasser ein Service, in Deutschland ist es eine Körperverletzung.
Das Phänomen Amerika
Welchen Mehrwert bieten Sie Ihren Lesern? Oder provokant gefragt: Warum sollte ich Ihr Werk lesen?
Ebert: In erster Linie ist es ein Buch über das Phänomen Amerika. Dieser Mythos vom American Dream hat mich schon immer gereizt. Geschichten wie die von Bill Gates, der Microsoft in einer kleinen Garage gegründet hat. Oder von Oprah Winfrey, die aus armen Verhältnissen zur Talkshow-Queen aufstieg. Oder von Donald Trump, der mit nur 100 Millionen Dollar Startkapital seines Vaters einen ganzen Immobilienkonzern hochgezogen hat.
Solche Geschichten haben mich inspiriert. Du kommst mit nur einem Dollar in der Tasche nach New York und du schuftest so hart, dass du schon nach kurzer Zeit ein kleines Vermögen gemacht hast.
Ich dagegen kam mit einem kleinen Vermögen nach New York und habe schon nach kurzer Zeit … Naja, lassen wir das.
Was möchten Sie mit Ihrem Buch erreichen?
Ebert: Wir Deutschen sind ja von unserer Mentalität her eher pessimistisch.Die berühmtesten deutschen Erfindungen sind die Spaßbremse und die Reiserücktrittsversicherung. Der Deutsche bucht einen Abenteuerurlaub zu den Kannibalen nach Südamerika – aber auf keinen Fall ohne Reiserücktrittsversicherung. Sonst wär‘ das Ganze ja viel zu riskant!
Im Buch erzähle ich immer wieder, dass Amerikaner eine viel optimistischere Grundeinstellung zum Leben haben. Ich denke, da können wir Deutsche uns eine Scheibe abschneiden. Gerade in der Coronakrise.
Das Streben nach Glück, „the pursuit of happiness”, steht sogar in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Es ist sozusagen die Pflicht eines jeden Amerikaners glücklich zu werden.
Wenn die NASA herausfinden würde, dass in 14 Tagen ein riesiger Meteorit auf die Erde einschlägt und alles Leben vernichtet, würde der typische Amerikaner sagen: Fuck it! We’ll shoot it!
Bei uns dagegen würden die Zeitungen titeln: Weltuntergang in zwei Wochen – Deutschland trifft’s am härtesten. Haben Sie schon über eine Reiserücktrittsversicherung nachgedacht?
Das war unfriwillig einer der größten Lacher
Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben?
Ebert: Die Idee entstand, weil ich schon nach kurzer Zeit drüben sehr viele skurrile Dinge erlebt habe. Allein meine Auftritte in den New Yorker Stand-up Clubs waren oft unfreiwillig komisch. Ein deutscher Comedian, der Physik studiert hat und Witze über Georg Ohm, den Begründer des Deutschen Widerstandes macht, war am Anfang für das amerikanische Publikum etwas gewöhnungsbedürftig. Zumal es nicht leicht ist, in einer fremden Sprache witzig zu sein. Einmal habe ich von der Bühne herunter ein Pärchen gefragt: How long have you been together? Und da sagt er zu mir: „Hey dude, she’s my sister.“ Aber ich habe ihn nicht richtig verstanden und zurückgefragt: „Great… äh… do you have children …?“ Das war unfreiwillig einer meiner größten Lacher.
Wenn Du das vollständge Interview lesen möchtest, dann öffne es am besten jetzt in einem neuen Fenster, indem Du diesem Link auf meine FOCUS Online Kolumne folgst.